Grenzbereiche
Um was es geht
Eine humoristische Zeichnung sollte meiner Ansicht nach den Betrachter in gewisser Weise vor den Kopf stoßen, in dem sie etwas für ihn bis dahin Unvorstellbares, Unmögliches darstellt, das sich völlig außerhalb seiner gewohnheitsmäßig genutzten Denkgeleise bewegt. Der Humorist muss letztlich die üblichen Denkgeleise verbiegen, immer wieder neu verlegen und zusammensetzen, um zur Umsetzung seiner Idee zu gelangen.
Man muss die bekannten oder üblichen Denkelemente neu kombinieren, auf ungewohnte und ungeahnte Art zusammensetzen, um etwas "Unmögliches" zu erhalten. Ob diese Konstruktion stabil oder real ist, sei einmal dahingestellt.
Gemäß dem Motto "Wenn dies auch Tollheit ist, hat's doch Methode!" (Shakespeare)
Man bewegt sich hierbei im Bereich des Surrealen oder des Absurden, das weit außerhalb der realen Welt liegt und klar davon abgegrenzt ist durch das, was man als "normal" oder "realistisch" definiert und bezeichnet (die Grenzen liegen da sicherlich für jeden etwas anders). Nun scheint mir aber in gewissen Situationen oder an gewissen Orten diese Grenze transparent zu werden, das Absurde sich einen Schleichweg ins Reale gesucht zu haben und in dieses eingedrungen zu sein, um nach seinen mitgebrachten Regeln dort wirken zu können, d.h. Menschen, Gegenstände, Ereignisse in seinem Sinne zu gestalten und anzuordnen.
Ein eingefleischter Realist ist zu träge um diese feinen Schwingungen wahrzunehmen - weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf, gemäß dem Gedicht von Christian Morgenstern:
Die unmögliche Tatsache
Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.
„Wie war“ (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
„möglich, wie dies Unglück, ja –:
dass es überhaupt geschah?
Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?
Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht –?“
Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im Klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.“
„Weil“, so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Dieses oben beschriebene Hineinwirken des Absurden ins Reale nun schafft die Tatsachen für die oft verwendete Aussage "So etwas Verrücktes kann man sich gar nicht ausdenken". Ja, man kann es sich nicht ausdenken - aber es passiert! Man muss hierzu - und darin besteht die Kunst - zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein!
Und genau das war ich und habe mehrere solcher Fälle selbst mit angesehen oder erlebt.
Aus diesem Grund habe ich diese persönlich erlebten Ereignisse unter dem Motto "So geschehen, so gesehen!" zusammengestellt, eben weil sie auf tatsächlichen Ereignissen, auf eigenen Erlebnissen und Beobachtungen beruhen und weil sie das Unmögliche innerhalb des Möglichen zeigen. Die anderen hier dargestellten Unmöglichkeiten sind nicht erlebt, sondern ausgedacht oder Folgen aktiver und angewandter Gehirnakrobatik.
Mein Fazit hieraus wäre die Empfehlung mit offenen Augen und Sinnen durch die Welt zu gehen, nicht allzu voreingenommen zu sein und dem scheinbar Unmöglichen oder Absurden seinen Freiraum einzugestehen, denn wie George Bernhard Shaw bemerkte:
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."
Oder anders ausgedrückt: Die „normale“ Welt der Gewohnheiten ist langweilig und fast schon einschläfernd, erst das Unvorhergesehene (das Verrückte) macht sie lebendig und es ist großartig, wenn man diese Dinge sehen kann!